20 Symptome, wie du das Cauda equina Compressions Syndrom beim Hund erkennen kannst.

Bekommst du als Hundebesitzer die Nachricht: „Ihr Hund leidet am Cauda Euqina Syndrom.“ gehen erst einmal alle Alarmglocken an. Was bedeutet das? Wird mein Hund wieder gesund? Welche Konsequenzen hat dieses Syndrom? Was müssen wir jetzt tun? Und was ist diese Cauda equina Syndrom eigentlich? Hast du dich das alles schon gefragt? Dann lies diesen Artikel auf jeden Fall bis zum Ende.


Was ist das Cauda equina Syndrom?

Das Cauda equina Compressions Syndrom (CECS) ist ein weitreichender Begriff. Unter dem Fachausdruck werden zahlreiche unterschiedliche Erkrankungen zusammengefasst. Diese Erkrankungen rufen eine Veränderung am Übergang der Lendenwirbelsäule zum Kreuzbein hervorrufen. Hast du schon einmal den Begriff lumbosakrale Stenose gehört. Dieser Fachbegriff beschreibt diesen Prozess genau. Es kommt zu degenerativen (durch Verschleiß bedingt) neurologischen Veränderung am Übergang des 6. bis 7. (letzter) Lendenwirbels zum Kreuzbein. Diese (beiden) Knochen, also der 6. oder/und 7. Lendenwirbel und das Kreuzbein, sind oben an den Wirbelgelenken mit Bändern verbunden. Durch den Verschleiß drücken die Bandscheiben gegen die Nerven in diesem Gebiet. Denn der Druck kann durch das knöcherne Wirbeldach nicht nach oben entweichen. So kommt es zu einer Einengung des Wirkbelkanals. Daraus entwickelt sich eine Beeinträchtigung des Nervengeflechtes Cauda equina.


Was ist das Cauda equina Nervengeflecht und wo ist es?

Das Rückenmark endet im Wirbelkanal vor dem Ende der Wirbelsäule. Das Ende des Rückenmarks nennt man Conus medullaris und es befindet sich auf Höhe des 6. bzw. 7 Lendenwirbels. Bei kleineren Hunden ist es häufig am Ende des 7. Lendenwirbels aufzufinden. Das große Cauda equina Nervengeflecht entspringt aus dem Conus medullaris (am 6. - 7. Lendenwirbel) und ordnet sich als paarige Spinalnerven der Rückenmarkssegmente L6, L7, S1 – S3 an. Es verläuft dann bis zu  Cd1 - Cd 5. Fragst du dich jetzt: „Was ist den Cd?“ Cd steht für Cornu dorsale. Die graue Substanz des Rückenmarks ist im Querschnitt wie ein Schmetterling geformt. Das Cornu dorsale ist das Dorsalhorn (ein Horn, welches zum Rücken ausgerichtet ist) der grauen Substanz. Ganz vereinfacht gesagt ist das Cornu dorsale (Cd) ein Teil des Rückenmarks, welches nach oben gerichtet ist. Die Form des Cauda equina Nervengeflechtes erinnert an einen Pferdeschweif. So kommt es zu seinem Namen.


Wie verläuft denn das Cauda equina Nervengeflecht?

Ganz vereinfacht ausgedrückt liegen die Spinalnerven innerhalb des Wirbelkanals. Sie verlaufen parallel über den hinteren Teil des Wirbelkanals und verlassen diesen dann durch Nervenaustrittsstellen (die sog. Neuroforaminae) am Ende der Wirbelsäule.

Im lumbosakralen Bereich (also der hintere Teil der Wirbelsäule) wird das Cauda equina Nervengeflecht von folgenden Strukturen umgeben:

  • ventral (zum Bauch hin) vom Lig. Longitudinale dorsale und dem dorsalen (zum Rücken hin) Anulus fibrosus des Intervertebralspaltes (Raum zwischen zwei Wirbelkörper) von L7 – S1 und den entsprechenden Wirbelkörpern und Wirbelendplatten. -lateral (seitlich) von den Wirbelkörpern von L7 bzw. S1 mit den sogenannten Facettengelenken mit synovialen Strukturen und den Neuroforaminae.
  • dorsal vom Lig. flavum (Die Ligamenta flava sind Bänder der Wirbelsäule, die jeweils zwischen den Wirbelbögen zweier benachbarter Wirbel ausgespannt sind.) und dem Laminae/den Bändern  der Wirbel L7und S1.

Stabilisiert wird der lumbosakrale Bereich durch das Lig. interspinosus (Band zwischen den Dornfortsätzen), das Lig. Longitudinale ventrale (bauchseitiges Band entlang der Wirbelsäule) und die umliegenden Faszien und Muskulatur. Du siehst wie gut verpackt das Rückenmark ist und bei Problemen nur der Weg ins Rückenmark bleibt.

Das Cauda equina Syndrom kommt vor allem bei großen, aktiven Hunden mittleren Alters vor, die meist schwerer als 20kg sind. Häufig wurde mit den Hunden schon in jungen Jahren gearbeitet. Das Durchschnittsalter der ersten Symptome liegt bei circa 6 Jahre. Zu den Hunderassen mit einer genetischen Vorbelastung gehören zum Beispiel Siberian Husky, Riesenschnauzer, Schäferhund, Rottweiler, Pudel und Boxer.

Die Ursachen  eines Cauda equina Syndroms können unterschiedlich sein:

  • Angeborene Anomalien (Fehlbildungen): Übergangswirbel, Hemivertebra (Keilwirbel), Spina bifida (offener Rücken), Hyperostose (Verdichtung der Knochenmasse) der Pediel/Lamine (Wirbelkörper)
  • Degenerative Veränderungen:  Spondylosis deformans (degenerative Veränderung am Wirbelkörper), Chondrosis intervertebralis (Bandscheibenveränderung durch Gewebealterung), Sklerose der Foramen intervertebralis (krankhafte Verhärtung am Zwischenwirbelloch), Arthrose, Hypertrophie (Vergrößerung) der Bandstruktur, Osteochondrose des Os sacrum (Veränderung des Bandscheibenknorpels)
  • Entzündliche Veränderungen: Diskospondylitis (Infektion der Bandscheiben)
  • Neoplasien (Neubildung von Körpergewebe)
  • Traumata wie Frakturen (Bruch), Luxation (Verrenkung) oder Hämatomen (Bluterguss)

Die Auslöser Neoplasien, Diskospondylitis, Luxationen und Frakturen sind selten.


Symptome des Cauda Equina  Syndroms

Die Symptome eines Cauda Equina Syndroms sind komplex. Das macht die Diagnostik teilweise so schwierig. Die Symptome können sich wie folgt äußern:

  • Schmerzen allgemein
  • Schmerzen beim Strecken der Gliedmaßen
  • Schwierigkeiten beim Hinlegen und Aufstehen
  • Bewegungsunlust
  • Treppensteigen und/oder Einsteigen ins Auto wird verweigert
  • Steifer Gang
  • Berührungsempfindlich in der Kruppengegend
  • Druckschmerz und Berührungsempfindlichkeit im Bereich des Spatium lumbosacrale (Spalt zwischen letzten Lenden- und ersten Kreuzwirbel)
  • Warme Stellen im Bereich der Kruppengegend
  • Neurologische Ausfallerscheinungen
  • Die Rute hängt schlaf herunter durch einen verminderten Schwanztonus
  • Das Hochbiegen der Rute ist schmerzhaft
  • Benagen der Hautbezirke in der Kruppengegend
  • Verspannte Rückenmuskulatur
  • Atrophie der Rückenmuskulatur, das heißt die Rückenmuskulatur nimmt ab
  • Nachhandschwäche, Einknicken der Hintergliedmaßen
  • Pfoten schleifen
  • Lahmheit der Hintergliedmaßen (ein- oder beidseitig)
  • Koordination und Gleichgewicht sind eingeschränkt
  • Harn- oder Kotabsatzstörungen

Führe am besten ein Tagebuch, indem du alle Symptome und Verhaltensauffälligkeiten notierst. So kannst du ein klares Bild über den Zustand deines Hundes geben.


Mögliche Behandlungen des Cauda Equina Syndroms

Du solltest auf jeden Fall deinen Tierarzt aufsuchen, wenn dein Hund eines der oben genannten Symptome zeigt. Neben der allgemeinen und neurologischen Untersuchung wird eventuell ein Röntgenbild angefertigt. Gegebenenfalls muss dein Hund dann noch ins CT (Computertomographie) oder ins MRT (Magnetresonanztomographie) .

Differentialdiagnostisch müssen die Erkrankungen Hüftgelenksdysplasie, Diskopathie im kranialen Bereich, Polyneuropathien anderer Genese, degenerative Myelopathie und Prostataerkrankungen ausgeschlossen werden.

Wird dein Hund konservativ behandelt werden meist folgende Medikamente eingesetzt:

  • Analgetika (Schmerzmittel)
  • Antiphlogistika (Entzündungshemmer)
  • Kortison
  • Muskelrelaxantien

Wenn eine OP notwendig ist ...

Ist eine OP notwendig gibt es zwei OP-Techniken. Die eine Option ist die dorsale Laminektomie (Entfernung des Wirbelbogens mit Dornfortsatz eines oder mehrerer Wirbel). Eine weitere Möglichkeit ist die Stabilisierungstechnik. Sie wird bei der lumbosakralen Stenosen (Verengung) angewandt. Diese OPs sind mit einem langem Regenationsprozess verbunden.

4 – 6 Wochen nach der Behandlung oder OP ist Leinenzwang angesagt. Sport ist absolut tabu. Die Belastung und Bewegung solltest du immer dem Krankheitszustand anpassen. Achte darauf, dass du nur kleine Bewegungseinheiten machst. Langes Spazieren gehen ist tabu. Ebenso ruckartige Bewegungen, Ziehen an der Leine, Springen, Treppensteigen, ruckartige Stopps und enge Wendungen. Achte darauf, dass dein Hund im betroffenen Bereich des Rückens nicht gestreichelt wird. Ziehe deinen Hund bei nasskaltem Wetter einen Mantel an.


Alternative Behandlungsmöglichkeiten

Es gibt für das Cauda Equina Syndrom gute alternative Behandlungsmöglichkeiten. Physiotherapie ist in solch einem Fall ebenso unumgänglich. Welche Therapien für deinen Hund sinnvoll sind ist abhängig vom aktuellen Ist-Zustand deines Hundes. Und ob eine OP durchgeführt wurde oder nicht. Sprich mit deiner/m Therapeutin*en deiner Wahl, welche Möglichkeiten ihr einsetzen könnt. In den weitern Abschnitten erkläre ich dir noch Übungen, die du selbst bei deinem Hund durchführen kannst.

Alternative Therapien, die deinem Hund helfen sind:

  • Akupunktur
  • Moxatherapie
  • Blutegeltherapie
  • Lasertherapie
  • Homöopathie (Einzelmittel und Komplexmittel)
  • Organotherapie (nach einem speziellen Verfahren aufbereitete organische Präparate)
  • Chinesische und westliche Phytotherapie
  • Vitalpilze
  • Isometrische Übungen
  • Aktive und passive Bewegungsübungen
  • Magnetfeldtherapie
  • Massage
  • Wärmetherapie, Kältetherapie
  • Farblichttherapie 
  • Nahrungsergänzung wie B-Vitamine

Welche Therapien möglich sind muss immer die/der behandelnde Tiertherapeut entscheiden.

Ich zeige meinen Hundebesitzern gerne, wie sie die Moxatherapie, aktive und passive Bewegungsübungen zu Hause bei ihrem Hund anwenden können. So bekommt der Hund die optimale Versorgung

Doch was ist die Moxatherapie?

Die Moxatherapie, kurz „Moxen“, oder Moxibustion genannt bezeichnet die Erwärmung von Körperbereichen oder Akupunkturpunkten. Es ist eine Therapieform aus der traditionell chinesischen Medizin. Man verwendet getrocknetes und fein zerriebenes Beifußkraut (Artemisia vulgaris). Es gibt unterschiedliche Formen der Moxatherapie. Moxa-Kegel, Moxa-Nadeln und Moxa-Zigarre. Ich persönlich arbeite am liebsten mit der Moxa-Zigarre. Sie ist auch für dich als Hundebesitzer am einfachsten anzuwenden. Das Moxakraut ist in eine Zigarrenform gepresst. Du kannst die Moxazigarre anzünden und mit ca. 1 – 5 cm Abstand auf dem Körper deines Hundes halten. Im Falle des Cauda equina Compressions Syndrom behandeln wir den Bereich entlang der Wirbelsäule, den Lendenwirbelberich und die Hintergliedmaßen bis nach unten zu den Pfoten. Achte darauf, dass Du nicht zu nah an das Fell Deines Tieres kommst. Empfindet Dein Hund den Moxageruch als unangenehm? Dann lasse ihn bitte gehen. Manche Tiere brauchen etwas Zeit, bis sie sich an den Geruch gewöhnt haben.

Wie du die Moxatherapie bei deinem Tier anwenden kannst.


Isometrische Übungen – Muskelaufbau ohne den Hund zu bewegen

Eine meiner liebsten Übungen sind die isometrischen Übungen. Du kannst sie immer und überall durchführen und brauchst kein Equipment. Wendest du diese Übung regelmäßig an hast du mehrere Effekte auf einmal. Du trainierst die Muskulatur und Kraft in den Hintergliedmaßen und dem Rücken. Und förderst das Körpergefühl, die Balance und die Koordination. Du musst deinen Hund nicht aktiv bewegen, denn er arbeitet gegen die Schwerkraft. Das heißt du kannst diese Übung auch anwenden, wenn dein Hund Schmerzen in den Gelenken hat.

Achte darauf, dass dein Hund auf einen ebenen und rutschfesten Untergrund steht. Dann kniest du hinter oder neben deinem Hund. Lege je eine Hand auf einem Oberschenkel. Das heißt deine rechte Hand auf den rechten Oberschenkel und deine linke Hand auf dem linken Oberschenkel. Gib nun mit einer Hand (zum Beispiel die Rechte) leichten Druck auf die Oberschenkelmuskulatur bis du merkst, dass dein Hund seine Muskulatur anspannt und dagegenhält. Diesen Druck hältst du für ca. 3 -5 Sekunden. Erhöhe den Druck nicht und führe keine federnde Bewegung durch. Einfach halten. Dann lässt du deine Hand wieder locker. Das Ganze machst du dann mit der linken Hand.

Danach legst du deine Hand auf die Vorderseite des Oberschenkels und umfasst diesen leicht. Übe nun ganz leichten Druck (wie zuvor beschrieben) nach hinten aus. Dann wechselst du auch hier die Seite. Danach legst du deine Hand ganz sanft auf den Rücken deines Hundes. Wenn dein Hund das als unangenehm empfindet solltest du diesen Bereich auslassen. Operierte Bereiche lässt du generell erst einmal aus. Beim Cauda equina Compressions Syndrom ist der hintere Bereich des Rückens am wichtigsten. Du kannst diese Übung aber entlang des ganzen Rückens durchführen. Übe immer mit leichtem Druck, bis dein Hund gegenhält. Wichtig: dein Hund darf nicht ausweichen oder sich hinsetzen. Dann ist der Druck zu hoch. Halte diesen Druck für 3 bis 5 Sekunden. Dann lass wieder los und fahre zum nächsten Bereich entlang des Rückens. Nimm die Hand langsam und ohne Ruck weg!

Wiederhole die Übung maximal 3x am Tag und starte mit 3 Sekunden. Hier zählt ebenfalls wieder – lieber kleine Einheiten.

Ergänzen kannst du die isometrischen Übungen gut mit der Cavaletti-Übung. Neben der Muskulatur trainierst du gleichzeitig die Koordination und den normalen Bewegungsablauf. Bevor du die Cavaletti-Übung machst solltest du dir GO deines Tierarztes holen. Und auch hier gilt. Erst wieder mit kleinen Einheiten und niedriger Höhe (am besten die Stangen auf dem Boden) anfangen.

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